Rovinj vom 16. bis 19 Jahrhunderts

Fotogalerie

Die die venezianischen Besitztümer überfallenden Uskoken drangen zweimal plündernd und brandschatzend (1579 und 1599) in die Stadt ein.
Wegen der Türkeneinfälle siedelten Flüchtlinge aus Zentralistrien, Bosnien, Dalmatien und sogar aus Griechenland und Albanien an Teilen der istrischen Küste an, so dass die Einwohnerzahl Rovinjs plötzlich stark anstieg. Auch aus Norditalien siedelten Menschen an. Die Stadt hatte im Jahr 1595 2800 Einwohner, 1650 etwa 5000, 1741 7966 und 1775 sogar 13.788 Einwohner. Daher rührt die typische Architektur des Altstadtkerns. Die Häuser werden in die Höhe gebaut, eins drängt sich ans andere, sie lehnen sich an die Stadtmauern an. In jedem Zimmer, das einen Schornstein hat, lebte eine Familie.
Rovinj war ein wichtiger Seehafen für Handelsschiffe auf dem Weg vom Nahen Osten nach Venedig. Die Rovinjer Seeleute taten sich durch Geschicklichkeit und Mut hervor, bewiesen sich in Kämpfen, die die Venezianer im XVI. Jh. gegen die Türken führten und im Kretischen Krieg 1648. Rovinjer Lotsen steuerten die Handelsschiffe durch die Nordadria und die venezianische Lagune. Drei von 12 Rovinjer Kapitänen auf Kriegsschiffen wurden mit dem Ritterorden St. Marko ausgezeichnet. Nach einem von ihnen ist einer der Hauptaufstieg zur alten Stadt Garzotto benannt.
Während der Türkenkämpfe hilft Venedig beim Bau der Fortifikation und die Stadt wird mit Bollwerken befestigt: 1563 Porton del Ponte, 1590 wird Portizza (Sotto muro oder Unter der Mauer) restauriert und verstärkt.
Nachdem von den Uskoken nur noch geringe Gefahr ausging, weitete sich die Stadt auf das Gebiet außerhalb der Mauern auf der Insel, aber auch auf dem gegenüberliegenden Festland aus, am Hang, an dem das Franziskanerkloster errichtet war. Der Kanal und die kleine Brücke waren für die Kommunikation mit dem Hinterland hinderlich, und man schüttete den Kanal 1763 zu. So wurde Rovinj zur Stadt auf der Halbinsel.
Im XVII. und XVIII. Jh. war Rovinj stärkstes Schiffbau-, Fischerei- und Seefahrtszentrum Istriens (Segelschiffflotte) und die wichtigste Quelle für die Gewinnung von weißem und grauem Stein.
Da Venedig nur scheinbar die Autonomie der Stadt achtete, sondern ihre Einwohner mit hohen Abgaben, scharfen Vorschriften für Handel und Zölle unterdrückte, wird Rovinj zum größten Schmugglernest und es organisiert viele Aufstände, denen venezianische Interventionen folgen: 1767, 1769, 1774 und 1780.
Als Österreich im Jahr 1719 Rijeka und Triest zu freien Häfen erklärt, verschlechtert sich die Situation für Rovinj, das bis dahin eine der führenden Seefahrtsstädte an der Westküste Istriens war.
Der Große Rat der Republik Venedig abdiziert am 12. Mai 1797 und in Rovinj stabilisiert sich eine demokratische Regierung, als die Stadt von 18 Vertretern verwaltet wird, die von der Versammlung gewählt wurden. Diese Selbstverwaltung hielt sich während der kurzen österreichischen Herrschaft bzw. bis 1805, aber auch während der französischen Herrschaft – der Napoleonischen illyrischen Provinzen (Provinces Illyriennes), bzw. von 1809 bis 1813.
Die wieder an die Macht gelangten Österreicher erklären 1813 alle napoleonischen Gesetze für nichtig und schaffen die illyrischen Institutionen ab. Rovinj, dem 1821 der Stadtstatus bestätigt wurde, gehörte von 1825 bis 1860 zum istrischen Bezirk, der mit Kaiserlichem Patent vom 26. Februar 1861 selbständige Provinz mit dem Status einer Markgrafschaft und einem Landtag wurde. Istrien war aufgeteilt in Bezirkskapetanate (Verwaltungsbezirke) bzw. in Gerichtsbezirke, darunter auch Rovinj.
Während der österreichisch-ungarischen Herrschaft entwickelte sich Rovinj bezüglich Industrie, Seefahrt und Kultur. Die Entwicklung führte zu besseren Lebensbedingungen in der Stadt. Ein ganzer Gürtel, vom Hügel Sv. Franjo bis zur heutigen Tabakfabrik, wurde bebaut.